Cholesterinsenker, die die körpereigene Synthese dieser “Steroide” hemmen, (auch Statine genannt) sind Bestseller: Sie gehören zu den am häufigsten verkauften Medikamenten überhaupt. Cholesterin ist zwar ein lebenswichtiger Stoff, der von Natur aus im Körper vorkommt.

Zu viel Cholesterin im Blut wird aber als gefährlich angesehen, da es die Verkalkung der Arterien fördern kann. Damit soll das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigen. In Deutschland schlucken fast vier Millionen Menschen täglich Pillen, um ihren Cholesterinspiegel zu senken.

Neue Ergebnisse von Forschungen der Cochrane Heart Group stellen nun den Sinn dieser Pillen in Frage. Die Wissenschaftler von der London School of Hygiene and Tropical Medicine werteten mehrere Studien aus, an denen mehr als 34.000 Patienten teilgenommen hatten.

Danach starben ohne Cholesterinsenker neun von 1.000 Menschen pro Jahr, mit Cholesterinsenker waren es immer noch acht. Die Medikamente hatten nach diesen Studien auch die Anzahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle gesenkt.

Die Forscher warnen aber davor, selbst diese eher mageren Ergebnisse unkritisch zu betrachten, denn die bisherigen Studien wurden zum größten Teil von der Industrie bezahlt. Dem gegenüber stehen zahlreiche Nebenwirkungen, die teils sogar lebensbedrohlich sind:

1. Statine können die Leber-Funktion beeinträchtigen. Zu dem Schluss kommt eine Studie des Teams um Dr. Thapar der Universität Philadelphia.

2. Statine können Muskelschwäche und Muskelschwund verursachen. Die Beeinträchtigung des Bewegungsapparates erhielt sogar einen eigenen Terminus: „Statin-Myopathie“. Diese Befunde gehen aus einer Studie hervor, die im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde. Die Nebenwirkung kann auch den Herzmuskel betreffen, weil die Medikamente zu einem Mangel an Coenzym Q10 führen.

3. Statine führen zu höheren Glucose-Werten und fördern dadurch die Entstehung von Diabetes Typ II. Dies belegte das Team um Dr. Swerdlow in einer im LANCET veröffentlichte Studie. Auch der „Langzeitzucker“ (HbA1c) steigt unter der Medikation an. Wissenschaftler der Nihon-Universität/Tokio um Dr. Ooba konnten zeigen, dass bei hochpotenten Gaben der HbA1c um bis zu 6 % höher liegen kann als in Vergleichsgruppen.

4. Dass Statine Diabetes-Folgeschäden fördert, belegte ein internationales Forscher-Team 2017. Die Studie wurde im European Journal of Clinical Investigation veröffentlicht und weist auf koronare Arteriosklerose infolge der Medikamente hin. Die Cholesterinsenker verursachen laut der Studie auch schwere Nierenschäden bis zum Nierenversagen.

5. Statine erhöhen das Risiko für Darm, Blasen- und Lungenkrebs. Das zeigt eine Untersuchung des Teams um Dr. Vinogradova, veröffentlicht 2011 im BMC Cancer.

6. Eine Studie an der University of British Columbia legt den erheblichen Verdacht nahe, dass die Medikamente auch grauen Star verursachen können.

7. Statine erhöhen bei Rauchern das Risiko, an der interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) zu erkranken. Die Medikamente beschleunigen auch das Fortschreiten bei schon bestehender ILD. Darauf weist die American Thoracic Society hin.

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Trotzdem sollen immer mehr Menschen Statine einnehmen

Obwohl es im Zusammenhang mit den Statinen viele Fragezeichen gibt, empfiehlt die Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) immer niedrigere Normwerte. Dem folgte die Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und schloss sich den Richtlinien aus 2019 an.

Danach senkten die tonangebenden Mediziner den LDL-Wert auf 55 mg/dl für Patienten, die verengte Herzkranzgefäße haben, die auf familiärer Hypercholesterninämie beruhen. In den Leitlinien von 2016 galt noch ein Wert von 70 mg/dl.

Für Patienten mit genetisch bedingtem zu hohem LDL-Spiegel ohne Gesundheitsschäden empfahlen die “veralteten” Richtlinien 100 mg/dl als anzustrebende Größe. In einem Zuge sehen die neuen Maßgaben die zusätzliche Behandlung mit PCSK9-Hemmern vor, die seit 2016 nur als optional bezeichnet wurden.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin sieht in der Verschärfung eine künstliche Verkrankung ihrer Patienten. Leitlinienwatch.de kritisierte, dass die meisten Verfasser der neuen Leitlinien finanzielle Zuwendungen von der Pharmaindustrie bekämen. Darunter sogar 14 Hersteller, die PCSK9-Hemmer produzieren.

Mein Rat und Fazit

1. Man kann versuchen, hohe Cholesterinwerte ohne Pillen zu senken – durch gesündere Ernährung oder mehr Bewegung. Wenn Herz und Kreislauf sonst in Ordnung sind, kann man vielleicht ohne Pillen auskommen.

2. Statine zu verordnen ohne gleichzeitige Gabe von Q10 würde ich persönlich schon als “Kunstfehler” bezeichnen. Mehr zum Q10 in meinem Grundsatzbeitrag zum Q10.

3. Man sollte sich bemühen, Risikofaktoren zu beseitigen – also Rauchen aufgeben oder Übergewicht abzubauen. Auch Diabetes ist ein Risikofaktor und sollte behandelt / beseitigt werden.

4. Ich würde meine Gefäße per Ultraschall kontrollieren lassen, ob ich Gefäßablagerungen habe (Arteriosklerose). Wenn ja, würde ich diese konsequent angehen. Wie man so etwas machen kann beschreibe ich in einem Grundsatzbeitrag zur Arteriosklerose, sowie in meinem Buch zur biologischen Herztherapie.

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Dieser Artikel wurde erstmals im April 2011 erstellt und letztmalig am 5.8.2020 überarbeitet.

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