Vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort, Die Mama .
Sie lässt mich trotzdem weiter mit einem Rätsel zurück. Meine Frage war eher persönlicher Natur. Also vielleicht, wie Dir das Beten geholfen hat und ob Du es durch irgendetwas ersetzt. Natürlich musst Du darauf nicht antworten...
Die Kriminalgeschichte des Christentums ist mir durchaus bekannt, ein Grund, weshalb ich damals ausgetreten bin.
Leider ist es vielen kulturellen Strukturen zu eigen, dass sie die eigene Gruppe, den eigenen Glauben, die eigenen kulturellen Errungenschaften als überlegen ansieht und daraus ihren Herrschaftsanspruch ableitet. Das Christentum ist da immer ganz weit vorne.
Die Grätsche im Kopf muss schon ganz schön groß sein, wenn man unter dem Vorwand der Heilsbringung andere Völker bekriegt ("Du sollst nicht töten" gilt nicht für Ungläubige. Die wurden einfach nicht als Menschen definiert - es ist ja manchmal so einfach...). Aber das Modell war lange sehr "erfolgreich".
Viel wichtiger ist mir, dass die Strukturen schon in der Kindheit angelegt werden. Es ist ja so praktisch, einem Kind zu erzählen, dass "der liebe Gott alles sieht" und die Höllenstrafe im Geist zu implementieren. So bekommt man gefügige Kinder und in Folge gefügige Untertanen.
Das Christentum spielt psychologisch auf zwei verschiedenen Ebenen. Spannend, finde ich... Einerseits wird mit dem Zorn Gottes und (ziemlich weltlich) mit der Exkommunizierung gedroht, andererseits das Bedürfnis nach Angenommensein ("Der verlorene Sohn", Beichte) und bedingungsloser Liebe benutzt.
Beten, so stelle ich mir vor, kann helfen das eigene Urvertrauen und die Verbundenheit mit allem zu stärken. Es kann aber auch zu einem stärkeren Gefühl der Ohnmacht führen und die Eigenverantwortlichkeit unterminieren.

