Amylase Blutwerte – Was bedeuten erhöhte Amylasewerte?
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Mit dem Begriff Amylase wird ein Enzym gekennzeichnet, welches, vereinfacht dargestellt, dafür sorgt, dass
Kohlenhydrate im Organismus verwertet werden können. Die Produktion dieses speziellen Proteins findet vor allem in
der Bauchspeicheldrüse (Pankreasamylase) sowie in den Mundspeicheldrüsen (Ptyalin) statt.
Daneben finden sich die Enzyme u.a. auch in den Eierstöcken oder der Lunge, wo sie jedoch für den menschlichen
Körper keine nennenswerte Funktion besitzen. Im Zusammenhang mit der Amylase wird meist auch die Lipase genannt.
Beides sind Enzyme der Bauchspeicheldrüse, die die Verdauung der aufgenommenen Nahrung unterstützen. Die Lipase
wird zur Aufspaltung von Nahrungsfetten ausgeschüttet.

Die Physiologie des Menschen unterscheidet zwei Amylase-Typen.
Die α-Amylase (Alpha-Amylase) spaltet durch Hydrolyse Stärke (z.B. Amylose, Amylopektin) in kleinere
Oligosaccharide (Mehrfachzucker, der aus bis zu neun Monosacchariden besteht) oder Disaccharide (Zweifachzucker).
Dieses Enzym wirkt im Inneren des Moleküls (durch Spaltung von alpha-1,4-glykosidischen Bindungen), weshalb es auch
als Endoenzym (Endoglykosidase) gekennzeichnet wird.
Im Gegensatz dazu kann die β-Amylase (Beta-Amylase) Moleküle nur von außen beeinflussen (trennt Verbindungen vom
Ende her ab), weshalb es sich hierbei um ein Exoenzym handelt.
Beim Kauen aufgenommener Nahrung wird aus den drei paarig angelegten Speicheldrüsen (Ohr, Unterkiefer und
Unterzunge) Speichel sezerniert, welcher verschiedene Bestandteile aufweist, u.a. auch α-Amylase. Diese bewirkt
bereits im Mund einen Abbau der Stärkebestandteile.
Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) besitzt sowohl endokrine als auch exokrine Funktionen. Während der endokrine
Anteil sich um die Ausschüttung von Insulin und Glukagon kümmert, ist die exokrine Funktion für der Bildung und
Verteilung des Pankreassaftes verantwortlich. Der Pankreassaft ist ein Gemisch unterschiedlicher Hydrolasen
(spezielle Enzyme, die der reversiblen Spaltung von Molekülen dienen, unter Verwendung von Wasser), welche bei
neutralem pH-Wert eine nahezu vollständige Verdauung von Nahrungsbestandteilen bewirken können. Zu diesen
Hydrolasen zählen Lipase und Amylase.
Im Magen findet bereits eine Vorverdauung der aufgenommenen Nahrung statt. Über spezielle Mess- und
Kontrollstellen ist der Organismus in der Lage zu erkennen, um welche Nahrungsbestandteile es sich handelt.
Hierdurch wird der Bedarf an verschiedenen Enzymen ermittelt, die für die weitere Verarbeitung dieser
Nahrungsbestandteile notwendig sind. Die Bauchspeicheldrüse gibt nach erhaltenem Signal die benötigte Menge an
Enzymen in den Dünndarm ab, wodurch es zu einer Aufspaltung in verwertbare Anteile kommt, die so über die Darmwand
in die Blutbahn aufgenommen werden können.
Eine Bestimmung des Amylase-Wertes ist angezeigt, wenn der Verdacht einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse oder
auch einer Speicheldrüse der Mundhöhle vorliegt. Neben der Kontrolle des Blutbildes lässt sich dieser Wert auch im
Urin bestimmen, da ein gewisser (geringer) Prozentsatz der Amylase über das Blut zu den Nieren gelangt und so zur
Ausscheidung kommt. Die festgelegten Normwerte sind geschlechtsunspezifisch, können jedoch durch die jeweils
gewählte Messmethode, die Temperatur sowie den vorliegenden pH-Wert beeinflusst werden. Der Referenzbereich für die
Gesamt-Amylase im Serum liegt zwischen 28 und 100 U/l (Units / Einheiten pro Liter – Maß für die Enzymaktivität).
Für das Pankreas gelten Werte zwischen 13 und 53 U/l, für die Speicheldrüsen Werte unterhalb 47 U/l. Im Urin gelten Amylase-Werte bis zu 460 U/l als physiologisch.
Ein zu niedriger Amylase-Wert hat keinerlei negative Bedeutung für den Organismus. Und auch eine Erhöhung der
Amylase-Konzentration im Blut muss nicht zwangsläufig auf eine Erkrankung hindeuten, weshalb für eine gesicherte
Diagnose immer noch weitere Untersuchungen und Laborauswertungen erfolgen müssen.
Eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis, Mumps) führt zu einer Erhöhung der Speichel-Amylase, die
Amylase der Bauchspeicheldrüse bleibt unverändert. Sowohl die akute als auch die chronische Pankreatitis
(Entzündung der Bauchspeicheldrüse) verursachen eine erhöhte Amylase-Aktivität. Bei einem akuten Nierenversagen ist
die ausgeschiedene Urinmenge deutlich reduziert bzw. vollständig eingestellt, was sich u.a. ebenfalls an einem
deutlich erhöhten Amylase-Wert zeigt. Eine Verlegung der Gallenwege, zum Beispiel durch Gallensteine, führt zu
Abflussstörungen (Cholestase, Gallenstau), wodurch die Amylase-Konzentration ansteigt. Weitere Ursachen, die zu
einer gesteigerten Amylase-Aktivität führen können, sind unter anderem das Pankreaskarzinom, genetische Faktoren,
der Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch, Alkoholkrankheit) oder auch Operationen im Bauchraum.
Verschiedene Medikamente (zum Beispiel gegen Halsschmerzen) sind Amylase-haltig, was den physiologischen
Referenzbereich kurzfristig beeinflussen kann.
Ein erhöhter Amylase-Wert ist nicht unmittelbar ein Grund zur Sorge, sollte jedoch immer weiter ärztlich
abgeklärt werden, um mögliche Organstörungen frühzeitig erkennen zu können oder diese ausschließen zu lassen.
Vielleicht noch interessant zu wissen, ist vielleicht auch die Tatsache, dass die Industrie Amylase unter
anderem bei der Produktion von Geschirrspülmitteln einsetzt, um stärkehaltige Speisereste besser lösen zu können.
Für den menschlichen Organismus scheint dies jedoch nicht von Bedeutung zu sein.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 15.05.2015 aktualisiert
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